Zwischen Ostern und Pfingsten

In der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten verändert sich die Natur, die ganze Erde, so rasant, wie zu keiner anderen Jahreszeit. In der ganzen Pflanzen – und Tierwelt findet eine Entfaltung statt. Die Pflanzen wachsen mit jedem Tag dem Himmel immer näher entgegen. Es ist so, als würde die Erde ausatmen, sich ausdehnen und sich mit dem Himmel vereinen wollen.

Der Mensch wird in diese Entwicklung miteinbezogen. Er ist ein Teil von ihr. Die Wahrnehmung verschärft sich. Wir hören jeden Morgen dem Vogelgesang zu. Wenn wir hinausgehen, steigt uns der Duft der Blüten in die Nase und wir schauen uns um und suchen, von welchem Baum, Pflanze oder Blume dieser betörende Duft herkommt. Der Mensch taut auf und wird für das Geschehen um ihn herum empfänglicher. Dies ist die Voraussetzung für das Verständnis von Christi Himmelfahrt und des Pfingstfestes.

Wenn wir auf der Wiese liegen und die Wolken betrachten, fühlen wir uns da nicht dem Himmel so nah? Die Erde verbindet sich mit dem Himmel, indem alles emporwächst. Die Pflanzen blühen und tragen später die Früchte, als Ergebnis dieser Verbindung und als Geschenk des Himmels. Emil Bock schreibt in seinem Buch „Der Kreis der Jahresfeste“:  „Das Grün ist noch von der Erde, die Blüten sind bereits vom Himmel“.

Da der Mensch auch ein Teil von dieser Entfaltung und Verbindung ist, strebt auch er hinauf. Er wacht auf, streckt und öffnet sich und wird beschenkt: sein Geist und seine Seele werden reicher und freier. Auf diese Weise kann der Mensch über sich hinauswachsen.

Nun zieht es uns Menschen mehr und mehr mit den vielen Sonnenstrahlen, welche wir gerade täglich genießen dürfen nach draußen.

Die Kinder bekommen diese Entfaltung in der Natur auf ihre eigene Weise mit. Sie lieben ja all das Entdecken der kleinen Tierchen wie Käfern, Spinnen, Kellerasseln und Würmern welche man nun wieder überall entdecken kann, sei`s auf dem Balkon, im Garten oder bei Spaziergängen und was für ein Glück, wenn es dem Kind gelingt sorgsam einen Schmetterling zu fangen!

 

„Es war, als hätt` der Himmel

Die Erde still geküßt,

Daß sie im Blütenschimmer

Von ihm nun träumen müsst….“

 

Joseph von Eichendorf 1837