Initiiert durch die Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Baden-Württemberg fand am 15. November 2019 der diesjährige Tag der Freien Schulen statt. Unter dem Motto „Schenken Sie uns eine (Schul-)stunde Ihrer Zeit“ waren die Abgeordneten des Landtags erneut eingeladen, eine Freie Schule in Ihrem Wahlkreis zu besuchen und mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Schulleitungen direkt ins Gespräch zu kommen. Zielsetzung des Aktionstags war es, durch den direkten Kontakt mit Landtagsabgeordneten das staatsbürgerliche Interesse der Schülerinnen und Schüler anzuregen.
Dieser Einladung folgend hatten die Schüler aus Klasse 11 die Gelegenheit, Martin Grath, Mitglied der Grünen-Fraktion im Landtag Baden-Württemberg, kennenzulernen. Der Waldorfpädagogik gegenüber zeigte sich Grath im Vorfeld sehr lobend: „Andere Schulen haben von Waldorf viel gelernt und übernommen.“
Nach Schilderungen über die Aufgaben und den Tagesablauf eines Abgeordneten führte die erste Schülerfrage in Richtung Digitalisierung und Digitalpakt. Obwohl Grath die digitale Aufrüstung an Schulen befürwortet, kommt es doch beim Umgang mit diesem Medium „auf die richtige Dosis an“, so der Landtagsabgeordnete. Auch sieht er den Ausbau eines flächendeckenden 5G-Netzes nicht ganz unkritisch „Über Auswirkungen auf Mensch und Tier ist wissenschaftlich noch nichts geklärt“, räumte er ein.
Als Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau im Landtag beschäftigt sich Martin Grath intensiv mit dem Arbeitsmarkt und so warb er bei den Schülerinnen und Schülern explizit für die duale Ausbildung im Bereich Handwerk. „Deutschland wird einen riesen Handwerker- und Facharbeitermangel haben“, prognostizierte er. Die Arbeitsmarktsituation im Bereich Ausbildung bewertete er für Berufsstarter derzeit insgesamt sehr positiv: „Es gab selten eine Generation mit so viel Auswahl!“
Als Stichwort für eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre nannte Martin Grath „Afrika“. Neben den Auswirkungen des „wahrscheinlich menschgemachter Klimawandels“ fliehen die Menschen auch deshalb, weil durch Dumping-Importe aus Amerika und Europa der heimische Markt zerstört wird und den Menschen somit die Lebensgrundlage entzogen werden. Die Dimension der zu erwartenden Flüchtlingswelle, sofern wir nicht gegensteuern, wird riesig sein, warnte Grath.
Hunger und Armut auf der einen Seite und Überfluss auf der anderen: Allein in Deutschland werden jedes Jahr 55 kg pro Kopf an Lebensmitteln weggeworfen, während immer noch täglich tausende Menschen verhungern. Potenzial für Veränderungen sieht der Landtagsabgeordnete nicht nur in der Politik, sonder auch im Verhalten jedes Einzelnen als Grundlage für marktwirtschaftliche Strukturen. Ein Bewusstwerden und Umdenken des eigenen Konsumverhaltens in den Bereichen Lebensmittel, Fortbewegung und Klima, Kleidung und fairem Handel oder generell dem Shoppingverhalten (Internet contra Geschäfte vor Ort) ist wichtig, sagte Grath und nahm sich dabei nicht aus.
Mit „Fridays for Future“, Klima im Bezug auf die Autoindustrie in Baden Württemberg (Arbeitsplätze/E-Mobilität) und Lobbyismus streifte Martin Grath noch eine weitere Themenpalette. Nicht müde wurde er, bis zum Schluss immer wieder an die Schülerinnen und Schüler zu appellieren: „Mischt euch ein!“
Wir danken Herrn Martin Grath für sein Kommen!